Staffel 7

Folgen 121 - 140

121. Trigofluxium

Durch allerlei Streitereien und Unsinn (nicht zuletzt durch einen Scherz des gelangweilten Rick) endet das monatliche Bürgerforum im Rathaussaal einmal mehr im Chaos. Alex findet dies bedauerlich, da zwischen den Wortgefechten und Zankereien auch gute Vorschläge einzelner Bürger untergehen. Als sie in einer Anzeige von einem neuartigen System liest, daß auf elektronischem Weg Informationsaustausch und Diskussionskultur stark verbessern soll, überredet sie daher den Bürgermeister dazu, das System beim nächsten Forum auszuprobieren. Wie sich herausstellt, funktioniert diese Technologie dadurch, daß jedem Sprecher nur 17 Wörter zugestanden werden, bevor das Mikrofon abgeschaltet oder die Stimme ausgefiltert wird. Und tatsächlich scheint das Prinzip zu funktionieren - Anliegen werden plötzlich präziser formuliert und das Bürgerforum endet zum ersten Mal erfolgreich.

Von der Effizienz beeindruckt, greifen bald auch andere Behörden und Firmen das System auf und lassen ihre Konversationen in Wort und Schrift automatisch reduzieren und effizienter machen - wobei Wortzahl und Zeitrahmen sogar noch mehr eingeengt werden. Alex kommen erste Zweifel, als sie negative Auswirkungen in der Stadt entdeckt und außerdem herausfindet, daß eine ominöse Gesellschaft für Marktforschung hinter dem ganzen System zu stehen scheint. Während sie versucht, einen kritischen Vortrag über das persönliche Recht auf zuviele Worte zu schreiben, macht sich Rick über die zahlreichen Fachwörter in ihrem Text lustig und wirft dazu mit frei erfundenen Begriffen wie "Trigofluxium Detergens" um sich.

Eine verärgerte Alex wettet schließlich mit ihm, daß er nicht beweisen könnte, daß es dieses Wort wirklich gibt. Rick bricht daher mit Mike zum Institut für Sprachforschung in der Großstadt auf, um Beweise finden zu können, daß "Trigofluxium Detergens" eben doch ein wirkliches Wort ist. Dort scheint der neue Begriff wie eine Art Passwort zu funktionieren und Rick und Mike gelangen in eine surreal-labyrinthische Bibliothek der Bücher und Wörter und treffen einen obskuren Forscher. Alex versucht inzwischen, beim Bürgerforum ihre kritische Ansprache vorzubringen, wird aber vom System ausgeblendet, da ihr Wortschwall zu unproduktiv wäre. Erst eine kreative Erkenntnis, die Rick und Mike vom Institut mitbringen, hilft Alex dabei, das System letztlich zu überlisten.

=> Sozialsatire

122. Doktor Möff

Nachdem ihm sein Bruder zum 20. Geburtstag einen aufgestylten VW Golf vor die Tür hat stellen lassen, ist Rick in der letzten Zeit gerne mit überhöhter Geschwindigkeit in der Stadt unterwegs. Nach einer besonders chaotischen Fahrt wird ihm jedoch der Führerschein für 8 Wochen abgenommen und das Auto zur Sicherheit in Verwahrung genommen. Um nicht zu Fuß gehen zu müssen, besinnt sich Rick auf sein etliche Jahre nicht mehr benutztes 70er-Jahre-Mofa Marke Peugeot 101, welches er selbst zusammengebastelt, schräg lackiert und auf den Namen "Doktor Möff" getauft hatte - und findet es verstaubt  in der Garage wieder. Bereits nach den ersten Fahrten entdeckt er, daß man von einer langsameren Perspektive aus viele Dinge in der Stadt wieder- und neu entdecken kann, auf die er gar nicht mehr geachtet hatte - u.A. Orte aus seiner Kindheit.

Er begleitet Alex und Mike zu mehreren Radtouren und die drei entdecken in einem nahen Wald durch einen engen Hohlweg (in den kein Auto fahren könnte) noch einen weiteren, geheimen Ort aus der Kindheit wieder. Selbst Alex, die über die Schrottmühle von Mofa stets gelästert hatte, muß zugeben, daß Rick plötzlich viel umgänglicher geworden ist und die Ausflüge und Touren den wohl schönsten Sommer seit vielen Jahren ausmachen. Daher ist sie auch wenig begeistert, als das Ende der 8 Wochen ansteht und Rick Führerschein und Auto zurückbekommen soll. Verkompliziert wird die ganze Situation dadurch, daß Rick scheinbar die Möglichkeit für ein "heißes Date" hätte, wenn er denn mit dem gestyltem Auto vorfahren kann. Und dann ist da noch der schräge Typ mit dem gelben Golf, der Rick überall in der Stadt sucht und ihn zu einem Rennen auf dem alten Flugfeld herausfordern will.

=> Spaßfolge, Sommerfolge, Parodie

123. Hasta Siempre

Rick trifft Martin in der Stadt und hilft diesem beim Heimtragen der Einkaufstaschen. Martin beklagt sich dabei darüber, daß sein Leben nur noch aus Halbtagsjobs und Haushalt besteht und er keine Chance mehr hat, seine alten 68er-Ideale zu leben. Außerdem bringt er (als Meta-Kommentar) vor, daß er kaum noch an den Erlebnissen seiner Tochter Alex teilnimmt. Durch eine Rumalberei des eher gelangweilten Rick landet eine Einkaufstasche beim Vorbeigehen auf dem Dach einer Rathaus-Garage. Als Martin und Rick die Tasche holen wollen, fällt die Leiter um und beide sitzen auf dem Dach fest. Durch ein Mißverständnis entsteht bei den vorbeigehenden Passanten jedoch der Eindruck, es handelt sich um eine geplante Dach- bzw. Hausbesetzung und Protestaktion. Und Martin hat plötzlich die Idee, die Menschen in dem Glauben zu lassen, um endlich wieder etwas zu bewegen.

Schnell wird die Presse auf den "Mann auf dem Dach" aufmerksam. Um seine "Aktion" zu rechtfertigen, erklärt Martin spontan, daß er dafür protestiert, daß ein revolutionärer Sohn der Stadt, der in den 70ern in einem anti-imperialistischen Befreiungskrieg in Südamerika gefallen ist, auf dem Marktplatz einen Gedenkstein bekommt. Alex ist die ganze Aktion ihres Vaters mehr als peinlich, trotzdem lässt sie sich dazu überreden, mit Rick den Platz auf dem Dach zu tauschen. Dabei stellt sich in einem Gespräch heraus, daß Martin den großen Bruchbacher Revolutionär nur spontan für die Medien erfunden hat, da von den alten Zielen doch keines mehr die heutigen Menschen ansprechen würde - nur stilisierte Ikonen wie jener imaginäre Freiheitsheld könnten dies noch tun.

Leider beginnen auch die Medien, dem Schwindel auf die Spur zu  kommen. Somit ist es an Rick und Mike, "Beweise" zu erfinden, daß es diesen Revolutionär wirklich gegeben hat - und er seinen Gedenkstein verdient. Erstaunlicherweise erhalten sie dabei Hilfe vom Bürgermeister, da dieser versucht, die allgemeine Aufmerksamkeit endlich wieder von der Rathaus-Garage abzulenken, weil dort sein neuer Sportwagen parkt, der mit nicht ganz legalen Finanzmitteln erworben wurde. Verkompliziert wird die Sache durch ein heftiges Unwetter, daß sich am Horizont abzeichnet, während Alex und Martin weiter zusammen auf dem Dach ausharren.

=> Charakterfolge, Mediensatire

124. Speculum Mundi

Alex ist in der Stadt auf der Suche nach außergewöhnlichen Motiven für einen Fotowettbewerb. Durch eine seltsame Koinzidenz wird sie auf ein abstraktes Graffiti-Bild an einer verborgenen Mauer aufmerksam - einzelne Buchstaben, bunte Flächen und blaue Linien. Das Bild unterscheidet sich in der hohen Qualität deutlich von den üblichen, eher kruden Sprühereien in der Stadt. Schnell entdeckt Alex noch weitere dieser Bilder, die vor kurzem noch nicht da waren. Ein echter Graffiti-Künstler muß neu in der Stadt sein - und sie fasst den Entschluß, ihn zu finden. Doch da ist mehr: beim Sortieren der Fotos hat Alex den deutlichen Eindruck, daß sich diese irgendwie zusammenfügen lassen und eine Art Puzzle darstellen. Rick winkt mit Hinweis auf Episode 93 ab und erklärt, daß man immer irgendwelche Spuren und Zusammenhänge finden kann, wenn man unbedingt welche finden will.

Sie kommt in Kontakt mit der Sprayer-Szene der Stadt und man erklärt ihr, daß in der Tat ein mysteriöser Künstler im Ort sei, der seit vielen Jahren durch die Welt zieht und große, unsignierte Kunst an die Wände sprüht (angeblich Bilder, die Träume und Welten widerspiegeln). Er hinterläßt in jeder Stadt irgendwo ein monumentales Werk, daß jedoch nur wenige finden und daß auch nie von Bestand ist. Rick versucht, sich bei der "hippen Szene" der Sprayer anzubiedern, was ihm aber nicht gelingt. Bei einer nächtlichen Verfolgungsjagd durch Gassen und Hinterhöfe will Alex den geheimnisvollen Sprayer entlarven, hat dabei jedoch auch kein Glück. Er hinterlässt nur weitere Bilder, von denen sich Alex irgendwie angesprochen fühlt. Als sie die Fotos erneut durchsortiert, kommt ihr die Erkenntnis: ausgeschnitten und nach einer bestimmten Regel zusammengeklebt, ergeben die blauen Linien ein exaktes Bild des Straßennetzes von Bruchbach - mit einer bunt markierten Stelle im Stadtkern.

Dort findet Alex versteckt in einem vergitterten Innenhof an einer alten Halle ein großes Graffiti-Kunstwerk, das Ähnlichkeit mit dem Wandbild aus Folge 116 zu haben scheint, aber auch Aspekte ihres Traumes aus Folge 100 aufweist. Eine scheinbar idyllische Landschaft mit seltsamen Details, wie z.B. mitten in der Landschaft eine mit Ketten verriegelte Tür, die aussieht, wie die Türen in der alten Schule. Je weiter man das Bild nach rechts betrachtet, desto abstrakter und düsterer wird das Naturszenario. Vor einem roten Himmel stehen auf surrealen grünen Hügeln schwarze Schatten, wie große Hände mit ausgespreizten Fingern. Am Himmel stehen in krakeliger Schrift die drei griechischen Buchstaben Alpha, Pi und Psi, außerdem auch eine Zeile mit bunten Musiknoten.

Alex macht ein hastiges Foto des Bildes, bevor ein Alarm ertönt und sie plötzlich von Bauarbeitern rabiat gepackt und vom Gelände geschubst wird. Nur Sekunden später explodiert die Halle und Abrißfahrzeuge fahren vor. Die alte Halle muß Platz machen für die neuen Lager- und Produktionsstätten von Großinvestoren im Stadtzentrum. Zurück daheim erklärt Rick, daß diese ganze Suche nur ein schräger Scherz dieses publicityscheuen Sprayers war und sonst keine Bedeutung hat. Alex ist anderer Meinung und betrachtet sich die Musiknoten auf dem Foto mit der Lupe. Als Rick gegangen ist, spielt sie die Songzeile auf der Gitarre nach und zitiert dazu den Text des entsprechenden Liedes: Smoke on the Water. Fire in the Sky.

=> Mystery-Folge

125. Pale Blue Dot

Wie Alex feststellen muß, hat Mike seine Idee aus Folge 110 noch nicht aufgegeben: er möchte eine persönliche Botschaft von sich zu den Sternen schicken. Dieses Mal will er das über eine Firma erreichen, die gegen eine nicht unerhebliche Summe anbietet, einen persönlichen Gegenstand mit einer professionellen Rakete per Raumkapsel in das All zu befördern. Alex hält das Ganze für eine simple Abzocke auf Kosten Gutgläubiger. Mike erklärt jedoch, worum es ihm überhaupt geht - etwas zu tun, daß über das galaktische Staubkörnchen Erde und die Leben seiner Bewohner hinausgeht. Eine Botschaft zu "denen" dort oben zu schicken, aufgrund derer sich irgendwann irgendjemand weit entfernt noch an einen erinnern wird. Alex ist von der Erklärung bewegt.

Mike steht nun vor der schwierigen Frage, welche Nachricht oder Gegenstand er (neben vielen anderen Leuten) in die Kapsel legen soll. Er macht sich auf den Weg durch die Stadt, um eine Antwort darauf zu finden. Inzwischen erfährt Alex jedoch von Rick, daß Mike für den "Platz" in der Kapsel mehrere Monatslöhne bezahlt hat und daß außerdem eine bekannte Nepp-Firma dahintersteckt, die Ricks Chef bereits Tourismus-Prospekte über angeblich in Kürze eröffnende Mond-Hotels andrehen wollte. Entgegen ihrer vorherigen Entscheidung will sie den Betrug nun doch aufdecken und Mike die Augen öffnen. Dieser ist in der Stadt weiterhin auf der Suche nach einem passenden Objekt für die Reise und spricht kurz mit Leuten wie u.A. Martin, Klaus, Randolf, dem katholischen Pfarrer und dem alten Losbudenbesitzer auf dem Jahrmarkt - jeder empfiehlt ihm etwas anderes.

Alex und Rick haben bei der Firma inzwischen entdeckt, daß die Raumkapsel von einer altersschwachen Rakete mit viel zuwenig Treibstoff auf die Reise geschickt werden soll, und vermutlich nur in die Nordsee fallen wird, während die teuer zahlenden Kunden mit falschen Radardaten auf einem Bildschirm getäuscht werden. Als Mike eintrifft, hat er den Gegenstand gefunden: einen blauen Heliumballon vom Jahrmarkt mit einer Brieffreundschaftskarte daran gebunden. Wir sehen Mikes Text darauf nicht, aber nachdem Alex die Karte gelesen hat, wischt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Als sie nach dem Start dennoch allen Anwesenden anhand der realen Radardaten beweisen will, daß hier ein schlichter Betrug stattfindet, zeigt sich, daß die Kapsel - zum Erstaunen aller Beteiligten - dieses Mal tatsächlich die Erde nach oben hin zu verlassen scheint.

Dennoch ist Alex in einem Gespräch mit Mike skeptisch und vermutet, daß diese Kapsel niemals ein Ziel erreichen wird und alle Gegenstände und Botschaften in ihr langsam zu Staub zerfallen werden. Mike ist zuversichtlicher. Die Szenerie wechselt zu einer CGI-Ansicht eines Planeten, dessen Atmosphäre mit bizarren, bunten Wolkentürmen bedeckt ist. Ein eingeblendeter Text erklärt, daß wir uns auf dem 2. Gasriesen in einem Planetensystem in der Magellanschen Wolke befinden - 757.000 Jahre später, früher Nachmittag. Drei fliegende, transparente Wesen in der Art kugelförmiger Quallen mit segelartigen Hautflügeln gleiten in einem Aufwind in das Bild und unterhalten sich mit melodischen Tonfolgen. Eines der schwebenden Wesen bleibt stehen und dreht sich um, als es etwas entdeckt. Von hinten treibt ein handgezeichneter, blauer Luftballon mit einer Karte daran in das Bild.

=> philosophische Folge

126. Professor Ovni und die Galaktoids

Alex ist etwas erstaunt, als Klaus nur sie allein zu einem Videoabend bei sich einlädt. Er zeigt ihr einige Folgen einer klassischen, tschechischen SF-"Kinderserie" aus den frühen 70ern namens "Professor Ovni und die Galaktoids". Darin geht es um einen alten, exzentrischen Wissenschaftler, der eine Jules-Verne-artige Welt gegen Bedrohungen aus dem Weltall verteidigt - das Ganze mit ziemlich schrägen Spezialeffekten und deutlich geringem Budget. Alex stellt jedoch fest, daß die Stories erstaunlich komplex sind und offenbar kritische Allegorien darstellen. So ist eine Rede des Professors vor dem "Galaktischen Konzil" ein kaum verkapptes Pladoyer für Frieden, Freiheit, Individualität und das Überwinden des Eisernen Vorhangs. Bevor der Professor jedoch seine Rede beenden und zum wichtigsten Punkt kommen kann, wird das Konzil von Mechanotron-Robotern überfallen und die Folge endet.

Alex will unbedingt den Schluß der Story sehen, aber Klaus erklärt ihr, daß einige Folgen dieser Serie verschollen sind, wozu leider auch die 17. und letzte Folge gehört. Er hat jedoch bei Recherchen herausgefunden, daß es irgendwo im tschechischen Hinterland noch ein erhaltenes Band jener letzten Folge geben soll. Um dorthin zu kommen, benötigt er nun die Hilfe von jemandem mit einem funktionierenden Auto. So brechen Alex und Klaus auf, um das Band zu suchen, müssen aber schnell feststellen, daß noch jemand Interesse an dem "Schatz" hat - sie werden verfolgt. Die Reise wird u.A. auch zu einer (Meta-)Reflektion darüber, warum wir uns Serien ansehen und was sie für uns bedeuten, aber auch über "mediale Archäologie": die Vergänglichkeit von Medien und die hohe Zahl an Filmen und Serien, die für die moderne Welt für immer verloren gegangen sind - oder ihrer Entdeckung harren.

Am Zielort angekommen (und nach einer Verfolgungsjagd um das Band mit der letzten Folge) stellt sich heraus, daß es sich bei der zweiten Fraktion um Alf Rudmann und Colonel Henchman handelt. Diese scheinen zwar zuerst den Sieg davonzutragen, zurück in Bruchbach müssen sie aber erkennen, daß nur Klaus das geeignete Abspielgerät für das Bandformat hat. Nach einem "Deal" mit Alf Rudmann - der dabei ein erstaunliches Bekenntnis über die Gründe seines Interesses am Band ablegt - können sich Klaus und Alex die letzte Folge der Serie doch noch ansehen. Und Alex erkennt beeindruckt, daß der Grund für das Verschwinden gerade dieser freigeistigen Folge wohl doch kein Zufall, sondern wahrscheinlich politisch motiviert war. Die Folge endet mit dem Satz von Professor Ovni, daß seine vor dem "Galaktischen Konzil" gesprochenen Worte in dieser Welt niemals verblassen sollten.

=> Mediensatire, Allegorie

127. Die Kerze

Alex, Rick und Mike besuchen den Tag der Offenen Tür bei der Volkshochschule von Bruchbach. Nachdem sich Alex mehrfach über die schlechten Lehrmittel (50er-Jahre-Kinderspielzeug) und das veraltete Wissen der Dozenten beschwert hat, lässt sie sich von Rick dazu überreden, es doch gefällligst besser zu machen. So hält sie im Foyer der Schule spontan eine inspirierte Ansprache über Wissenschaft und Humanismus als Zukunfschancen für die Welt. Die meisten Zuhörer reagieren desinteressiert, abgesehen von einem jungen Mann. Alex erkennt in ihm Torben wieder, einen introvertierten Jungen, den sie noch aus der Grundschule kennt. Jener Torben hängt sich in den nächsten Tagen - sehr zum Mißfallen von Rick - wie eine Klette an Alex und versucht ständig, sie in Gespräche über so weitläufige Themen wie Rationalität und den Sinn des Lebens zu verwickeln.

Mit der Zeit ist Alex jedoch genervt und als er eines Abends mal wieder vor der Tür steht, speist sie ihn mit einer unverbindlichen 08/15-Antwort zu einer wichtigen Frage ab und schickt ihn so weg. Am nächsten Tag erfährt sie jedoch, daß sich die Familie von Torben vor Jahren einer religiösen Sekte angeschlossen hatte und nun gemeinsam in ein "Erleuchtungslager" irgendwo im tiefsten Sibirien umziehen möchte. Alex erkennt, daß Torben nur versucht hatte, von ihr rationale Argumente zu bekommen, einen anderen Weg zu gehen - und dabei hat sie versagt. Nach einem halbgaren Plan von Rick (der einen fingierten Indianerüberfall auf den Zug beinhaltet) kann sich Alex mit Torben in einem abgekoppelten Wagon mitten in einem dunklen Tunnel unterhalten und versucht ihn zu überzeugen, daß er Opfer im Namen der Irrationalität anderer ist. Bevor Torben auf ihr finales Argument antworten kann, holt ihn jedoch seine Familie zurück und der Zug fährt weiter. Die Szene blendet weiß.

Die Szene wechselt plötzlich zurück zum Abend, als Alex Torben mit einer 08/15-Antwort weiterschickt - und nimmt ab dort einen anderen Verlauf. Als sie ihn am nächsten Tag in der Großstadt rechts von Bruchbach in eine Straßenbahn steigen sieht, geht sie ihm nach, um sich dafür zu entschuldigen. Inzwischen hat Rick auf dem geklauten Notebook von Torben jedoch eine Entdeckung gemacht, die die ganze Situation deutlich verschlimmert. Auch Alex hat im Zug die wahre Situation erkannt: Torben hat sich vom religiös motivierten Terrorismus verführen lassen und trägt eine selbstgebaute Bombe in seinem Rucksack. Alex versucht ihn zu überzeugen, daß er Täter im Namen der Irrationalität anderer ist. Bevor Torben auf ihr finales Argument antworten kann, stellen sich die umsitzenden Fahrgäste als SEK-Spezialkommando heraus, die synchron ihre Waffen ziehen. Die Szene blendet weiß.

Die Szene wechselt plötzlich zu Alex, die in der Volkshochschule einen Vortrag über Gefahren für den humanistischen Fortschritt in der Welt hält. Die ganze bisherige Handlung stellt sich als (fiktive?) Geschichte heraus, die Alex benutzt hat, um ihren Vortrag zu illustrieren und ihr unsicheres Fazit zu ziehen. Am Ende möchte eine Zuschauerin beim Herausgehen von Alex wissen, ob die beiden Geschichten über Torben denn nun 100% erfunden waren oder ob eine davon doch wirklich passiert sei. Alex antwortet ausweichend, daß zuviele oder zuwenige Wahrheiten ja vielleicht gerade das Problem sind. Vor der Halle stehen mehrere Busse verschiedener Linien und Alex bleibt unschlüssig stehen. Die Szene blendet aus.

=> Allegorie, Sozialsatire

128. Eine Nacht in der Oper

Der Blick auf das seichte Programm auf dem Veranstaltungskalender des "Kulturherbstes" von Bruchbach zeigt den Bürgern, wie sehr ihre Heimatstadt doch kulturelle Provinz ist. Um die verärgerten Leute (die aus Gewohnheit einfach Alex zum Bürgermeister schicken) wieder zu beruhigen, verspricht dieser, eine große und hochkulturelle Veranstaltung im Namen der Stadt zu organisieren. Kurioserweise erklärt sich der Bürgermeister von Ventenburg bereit, daß seine Stadt gemeinsam mit Bruchbach die Kosten für dieses "Event" übernehmen wird: eine hochkarätige Opernvorstellung im Opernhaus der Großstadt mit prominenten Bühnenstars. Wie sich dabei allerdings herausstellt, ist Bruchbach mal wieder hereingelegt worden, und bleibt auf einem zu hohen Kostenanteil sitzen - das Budget der Vorstellung muß also mit Tricks "etwas" verringert werden, inklusive diverser Mitbürger als Darsteller.

Damit nicht genug, sollen aus Sponsorengründen auch noch Lenina Maybach und der noch unfähigere Sohn des Bürgermeisters von Ventenburg die Hauptrollen singen. Und ausgerechnet Rock´n´Roller Randolf macht Rick gegenüber das geheime Bekenntnis, daß er schon immer mal Tenor sein wollte, vom Bürgermeister aber nur als stummer Statist "Hintergrund-Hippie Nr. 4" verpflichtet wurde. Als dann der große Abend mit einer Verdi-Vorstellung endlich gekommen ist, nimmt das Chaos auf und hinter der Bühne seinen Lauf - zumal sich Rick und Mike entschlossen haben, Randolf zu seinem vermeintlich verdienten Auftritt zu verhelfen und sich "Großsponsor" Walter Maybach das Vorrecht auf Product Placement in der Aufführung herausnimmt. Als sich durch all die Verwicklungen spontan die Grenzen zwischen Bühne und Publikum aufheben, entsteht eine völlig neue Art von Aufführung.

=> Spaßfolge, Hommage

129. Die Alexandrinische Bibliothek

Der evangelische Pfarrer von Bruchbach hat ein kirchenkritischeres Buch veröffentlicht, wegen dem er nun nicht nur mit seinen eigenen Vorgesetzten, sondern auch auch mit seinem katholischen Amtskollegen in Streit geraten ist. Um die medialen Wogen zu glätten, einigen sich beide Kirchen auf eine publicitywirksame Konferenz zum Thema Ökumene in der Region. Diese soll im alten Kloster außerhalb von Bruchbach stattfinden, daß seit Jahrzehnten leersteht. Alex erwartet nicht viel von dieser "Showkonferenz", da die katholische Amtskirche ihrer Meinung nach zu sehr an veralteten Dogmen festhält. Da sie und ihr Chef für die Dekoration des Konferenzsaals mit Blumen zuständig sind, kommt sie in Begleitung von Rick und Mike als Helfern dennoch in das Kloster.

Hier zeigt sich schnell, daß das vermeintlich lange leerstehende Gebäude von einer Gruppe seltsamer Charaktere bewohnt ist, die offenbar nicht sehr erfreut über den Trubel und die offenen Tore sind. Und was hat Professor Poldini als Kritiker jeder Form von organisierter Religion auf der Konferenz zu suchen? Die unterschwellige Stimmung des Mißtrauens verstärkt sich noch, als einige seltsame Zwischenfälle auftreten, unter anderem obskure Streiche und Sabotage durch einen Mann in einer dunklen Mönchskutte. Schließlich verschwindet auch noch das erste Manuskript des kirchenkritischen Buches spurlos. Anstatt für den Blumenschmuck zu sorgen, finden sich Alex, Rick und Mike im Auftrag der beiden Stadtpfarrer als "diskrete" Ermittler wieder.

Eine alte Postkarte führt Alex schließlich auf eine Spur in die verriegelte Bibliothek des Klostergebäudes, die angeblich leersteht und einsturzgefährdet ist. Aber was ist mit der vermeintlichen Legende, nach der ein Mönch des Klosters im 18. Jahrhundert anhand der lokalen Flora und Fauna die Grundlagen der Evolutionstheorie entdeckt und in einem "privaten Buch" niedergeschrieben hatte - und zwar lange vor Darwin? Oder ist diese Legende nur Ablenkung und es geht um etwas völlig anderes? Welche Ziele verfolgt der Mann mit der Kutte? Die überraschende Antwort bringt Alex in einen Gewissenskonflikt, denn deren Enthüllung würde bei der Konferenz nur neuen Unfrieden zwischen den Konfessionen stiften.

=> Parodie, Krimifolge

130. Meines Bruders Hüter

Mitten in den Beginn eines eher humoristischen Abenteuers über Mikes verlorengegangene Haustürschlüssel platzt für Rick die Nachricht vom Tod seines Bruders. Dieser ist beim Helikopter-Skifahren in den Schweizer Bergen in einer Lawine verschollen und vermutlich ums Leben gekommen. Rick scheint die Sache an der Oberfläche eher auf die leichte Schulter zu nehmen, da er seinen Bruder eigentlich schon seit Jahren kaum gesehen hatte - oder je wirklich gekannt hatte. Während Ricks Umwelt auf die "lockere" Fassade hereinfällt, hat Alex jedoch den Eindruck, daß da weit mehr ist. Und tatsächlich scheint sich Rick nach dem Ansehen der Story einer generischen Soap Opera im Fernsehen in die Idee zu verrennen, daß sein Bruder gar nicht wirklich tot sei, sondern seinen Tod nur aus geschäftlichen Gründen vorgetäuscht hat - schließlich hat er fast alle Dinge nur aus "geschäftlichen Gründen" getan.

Alex begleitet Rick, als dieser in die Schweizer Berge aufbricht, um zu beweisen, daß die (noch nicht gefundene) Leiche seines Bruders gar nicht existiert. Die Reise zufuß den Berg hinauf zum Gletscher wird für Rick auch eine Reise zu sich selbst - und in seine Vergangenheit, in der sein Bruder in Rückblenden nur in eisblauen Farben als gesichtslose Figur oder am Bildrand auftritt. Alex ist der Meinung, Rick sollte seine Trauer endlich offen zeigen, muß aber letztendlich feststellen, daß sie sich geirrt hat. Als die beiden in einem Gewitter über Nacht in einer Berghütte Zuflucht suchen müssen, stößt sie zur Wahrheit vor: Rick kann im Moment keine wirkliche Trauer für seinen (ihm stets unbekannt gebliebenen) Bruder fühlen - er fürchtet sich vielmehr davor, nun wirklich der Letzte seiner Familie zu sein und somit die Verantwortung für sein Leben und Zukunft nicht mehr auf eine "abstrakte" Figur im Hintergrund abwälzen zu können.

Und aus diesem Grund will er beweisen, daß sein Bruder noch lebt und irgendwo mit Versicherungsgeldern Yuppie-Party macht, denn dann könnte er ihn von der Polizei suchen lassen und er würde zumindest im Gefängnis für ihn weiterexistieren. Alex ist von dieser seltsamen Mentalität wenig begeistert. Am nächsten Tag stellen Rick und Alex fest, daß ein großes Schneefeld direkt hinter der Hütte beginnt. Ein Eisloch am unteren Rand des Gletschers hält für Rick dann jene Wahrheit bereit, die er nicht finden wollte.

=> düstere Folge, Charakterfolge

131. Sommerland

Ein anonymer Anrufer verspricht Alex Informationen über eine illegale Restmülldeponie im Bruchbacher Wald. Am vereinbarten Treffpunkt in einem leeren Transportcontainer am Flußhafen wartet Alex aber vergeblich auf den Anrufer. Als sie den Container nach einer halben Stunde wieder verläßt, findet sie sich jedoch plötzlich in einer völlig anderen Umgebung wieder. Anstelle in den tristen Bruchbacher Hafen im Nieselregen führt der Ausgang in eine sonnendurchflutete, grüne Idylle. Eine ökologisch gestaltete Stadt der Zukunft mit weiten Alleen, grünen Wiesen und Blumen, fröhlichen Menschen, Bibliotheken etc. erstreckt sich in einem weiten Tal. Während Alex versucht, sich zu orientieren (oder aufzuwachen) trifft sie auf freundliche Leute, die sie nicht kennt, die sie aber alle als gute und alte Freundin begrüßen - inklusive ihrer "besten Freundinnen" namens April, May und June.

Die ganze Stadt wirkt wie eine TV-Fantasie mit amerikanischer Prägung, auch in Namen, Gestaltung und Sprache, die mit vielen englischen Vokabeln und Kunstwörtern durchsetzt ist. Damit nicht genug - Alex scheint von den Menschen in diesem Utopia des Intellekts als "Koryphäe" und wichtigste Person betrachtet zu werden. Wie ihr May und June berichten, ist Alex Vorsitzende aller wichtigen Clubs der großen Universität der Stadt und in etliche andere, wichtige Institutionen involviert. Während Alex versucht, herauszufinden, ob dies Traum oder irgendwie Wirklichkeit ist, beginnt sie (entgegen ihrer ursprünglichen Absicht) mehr und mehr Gefallen an diesem Ort zu finden, an dem sich z.B. die Rettung eines Biotops als Kinderspiel mit Mithilfe aller Bürger herausstellt und sie plötzlich für ihre Ziele und Ideen von allen Seiten Respekt und Zuspruch bekommt.

Wie ihr June auf ihre Fragen erklärt, kann Alex doch letztlich gar nicht wissen, ob dies nicht ihr richtiges Leben sei und das Leben in Bruchbach einfach nur ein langweiliger Traum war. Könnte es nicht sein, daß auch Alex schlicht hierher nach Arkadien gehört? Einge seltsame Details wecken Alex jedoch aus ihrer unüblichen Anpassungsbereitschaft. Warum stehen Graffiti in Spiegelschrift an der Wand und verschwinden bei nochmaligem Hinsehen? Warum spiegelt sich die von einer großen Hand gehaltene Weltkugel auf dem Zentralplatz der Stadt in falscher Weise im Wasser davor? Und warum wird Alex ständig freundlich, aber mit Nachdruck von "Freunden" damit belästigt, Fragen über sich zu beantworten und Papierbögen mit seltsam wirkenden Testfragen auszufüllen, um im Gegenzug dafür weiterhin "Respekt" und "Ruhm" zu erhalten?

Als sich Alex mehr und mehr weigert, dieses Spiel zu spielen, wird das Szenario düsterer und surrealer. Alle ihre neuen "Freunde" wenden sich plötzlich gegen sie und die idyllische Stadt nimmt ein paramilitärisches Aussehen an. Cartoonhafte Männer mit dicken Bärten tauchen auf, die ihr lange Fragebögen hinhalten und ständig den Satz "Wanna be a member?" wiederholen. Letztlich scheint Alex nach einem Fluchtversuch aus der Stadt erschöpft nachzugeben und beginnt, einen der Fragebögen auszufüllen. Die bärtigen Männer grinsen kurz, aber Alex hält inne und zerreisst den Fragebogen. Die Szene wechselt abrupt zu Alex, die benommen auf einer Parkbank vor dem Rathaus von Bruchbach sitzt. Rick kommt hinzu und fragt, wo sie den ganzen Nachmittag gesteckt hat. Irgendwo in einem dunklen Raum rattert ein Ausdruck aus einem Drucker. Wir lesen: "APP Testrun Sucessfully Completed..."

=> Mysteryfolge

132. Die grüne Kathedrale

Beim Bücherverkauf in der Stadtbibliothek fällt Mike ein Gedichtband in die Hände. Das titelgebende Gedicht spricht mit großen Worten von einem märchenhaften Ort in der Umgebung von Bruchbach. Nach längerer Suche kann Mike diesen perfekten Ort wirklich finden: eine von uralten Bäumen umsäumte, kuppelartig wirkende Waldlichtung mit zentraler Felsengruppe am ziemlich ungepflegten Rand des Stadtparks. Mike ist begeistert von der Szenerie - was von keinem seiner Bekannten geteilt wird (Rick meint z.B., daß der Action-Dschungel in seinem Computerspiel bessere Effekte hat - und mehr Aliens.) Ein glücklicher Zufall führt Mike jedoch mit dem Bürgermeister zusammen, der auf der Suche nach einer "grünen Kompensation" für neue Industriegebiete in der Stadt ist. Der Bürgermeister beschließt daher, Mike zu unterstützen und den Bürgern Gedicht und Ort wieder nahe zu bringen.

Zu diesem Zweck stellt er Mike seinen ambitionierten Neffen zur Seite, der gerade eine Marketing-Beratung in der Stadt eröffnet hat. Als sich auch der Neffe von der Lichtung begeistert zeigt, freut sich Mike, einen verwandte Seele gefunden zu haben. Schnell wird der Ort "publikumsfähig" gemacht - mit eigener Webseite mit Webcam und Satellitenbild, mit Hochglanzprospekten, T-Shirts etc. Mit den Besuchern kommen auch Lärm, zertrampelte Baumschößlinge und Wege, Abfall und mehr. Als Mike erklärt, daß er eigentlich nur denjenigen Leuten diesen Ort zeigen wollte, die sich davon inspirieren lassen möchten, meint der Neffe nur, daß man immer die Massen braucht. Darunter sind dann bestimmt auch irgendwelche, die sich inspirieren lassen möchten. Mike ist äußerst enttäuscht von dieser Einstellung, zumal der Ort immer mehr zu einer Art Disneyland wird - und das bis rauf zu den Baumwipfeln.

Alex erklärt Mike, daß es eben im Marketing zum Business gehört, daß man für Geld Menschen zugunsten von etwas manipuliert, das einem selbst vielleicht gar nichts bedeutet. Interesse findet Mike kurioserweise auch beim evangelischen Stadtpfarrer, der ihm in einer Art von schrägem Gleichnis erklärt, wie aus den Kathedralen der Natur manchmal die Tempel der Spaßkultur werden. Bei einer nächtlichen Eröffnungsfeier mit Eintrittsgeld zur Lichtung hält der Bürgermeister eine Lobesrede auf Mike und dessen "Sieg". Dieser ist jedoch nirgends zu finden und als das Gedicht vom Anfang mit Feuerwerk nochmals rezitiert wird, sehen wir einen Blick auf das, was aus dem Ort geworden ist. Ein Funkenregen des bejubelten Feuerwerks rieselt in nun trockenes Blattwerk.

=> Sozialsatire, Mediensatire

133. 1977 A.D.

Der neue Bestseller auf dem Markt ist ein Buch über die 70er Jahre. In dem SF-Roman geht es um einen Mann aus einer digitalen Technokratie des Jahres 2028, der - nachdem ihm ein Karton mit alten Kalendern auf den Kopf gefallen ist - zwischen seiner Zeit und einem zweiten Leben im Jahr 1977 wechseln, und seinen Mitbürgern aus der Zukunft eine Philosophie über die Segnungen von Imperfektion und Individualität der alten Zeit bringen kann. Da das Buch unter einem Pseudonym verfasst ist, glaubt in Bruchbach schnell jeder, daß nur Klaus der Autor sein kann, denn sonst würde niemand zu einem solchen Thema schreiben. Klaus bestreitet jedoch, irgendetwas mit dem Buch zu tun zu haben. Er ist vielmehr genervt von der Retrowelle, die das Buch ausgelöst hat. Selbst Rick ist plötzlich optisch und verbal auf dem 70er-Trip - wenn auch nur, um seine selbstgebastelten Diskokugeln zu verkaufen.

Alex ist verwundert über den Ärger von Klaus, hat das Buch doch Erfolg darin, eine Weltsicht zu vermitteln, die seiner entspricht. Es scheint fast, als wäre Klaus sauer darüber, daß seine Einstellung plötzlich ein Massenphänomen geworden sei - und damit nicht mehr "anders" genug ist. Ging es ihm die ganze Zeit nur darum? Ein unsicherer Klaus bricht zum Verlag auf, um allen zu beweisen, daß er nicht der Autor ist - und auch, um sich darüber klar zu werden, warum ihm der Erfolg des Buches so mißfällt. Beim Verlag stellt sich jedoch heraus, daß es gar keinen einzelnen Autor gibt, sondern daß das Buch exakt nach Marktstudien von einem hippen Team verfasst wurde - auch die Philosophien darin sollen nur kalkuliert dazu dienen, mehr Retro-Merchandise zu verkaufen.

Die Agentur hinter dem Buch bietet Klaus einen gutbezahlten Posten als "Verkörperung" des Autoren an - zumal eine Fortsetzung bereits in Arbeit sei. Wie Alex, Rick und Mike herausfinden, soll im neuen Buch das "anders sein" durch den Kauf von Retrowaren noch mehr betont werden - außerdem sollen alle (nur oberflächlich auf Retro getrimmten Produkte) einen Chip zur Überwachung des Konsumentenverhaltens enthalten. Bei einer ersten, großen Signierstunde mit "Autor" Klaus setzt dieser zu einer idealistischen Rede an, die den Verantwortlichen jedoch nicht gefallen wird, zumal das Fernsehen live dabei ist. Und auch Rick und sein Karton voll mit schrottigen Diskokugeln (u.A. aus alten Teigresten und Streusalz) rücken plötzlich in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

=> Sozialsatire

134. Forbidden Planet

Mike wird von seinen Arbeitskollegen auf der Baustelle verspottet, weil er deren zotigen Witzen nichts abgewinnen kann und weil er selbst keine (reale) Freundin hat. Auch seine Eltern stimmen in das Thema mit ein und verlangen nach "Normalität" und letztlich auch nach der Aussicht auf Enkelkinder. Während ihm alle diese Gedanken im Kopf herumgehen, besucht er Alex bei der Arbeit, um sie wie üblich um Rat zu fragen. Durch ein Versehen werden beide jedoch in einem Gewächshaus eingesperrt - wobei sich die schwülen Temperaturen dort auf Dauer nur leichtbekleidet überstehen lassen. Dabei stellt Mike zu seinem Schrecken fest, daß die weiblichen Reize von Alex bei ihm eine dezent physische Reaktion auslösen - etwas, daß ihm bei ihr zuvor noch nie passiert war.

Nachdem sie aus dem Gewächshaus wieder draußen sind, ergreift Mike hastig die Flucht - sehr zur Verwunderung von Alex. Mit Blick auf frühere Aussagen von Alex zum Thema Frauen als Sexualobjekte fürchtet Mike, daß jetzt nichts mehr so sein wird, wie vorher und Alex nichts mehr mit ihm zu haben möchte. Seine Versuche, in den Medien oder bei diversen Bekannten Antwort auf sein "Problem" zu finden, schlagen fehl, denn niemand scheint es als "Problem" zu betrachten. Auch Rick ist von der vorsichtigen Frage überfordert und murmelt nur etwas von Ästhetik. Letztlich überwindet sich Mike und spricht mit Alex selbst. Leider reden die beiden dabei kurios aneinander vorbei und am Ende ist Mike davon überzeugt, mit seinen Ängsten im Recht gewesen zu sein.

Schließlich trifft er auf einen wandernden Guru, der ihm scheinbar die gesuchten Antworten geben kann: eigentlich sollten auf der Erde beide Geschlechter in rein geistiger und androgyner Harmonie zusammenleben. Die Existenz von physischer Liebe und Lust jenseits "kosmischer Reinheiten" ist laut Guru nur die Schuld der Strahlungen eines unsichtbaren Planeten am Himmel. Die einzige Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, sind obskure Regeln und Restriktionen. Inzwischen hat Alex nach einigem Nachforschen doch noch herausgefunden, was mit Mike los ist. Sie findet ihn grübelnd beim Observatorium oberhalb der Stadt. In einem Gepräch u.A. über Blumen, Bienen, Gemüsesuppe und Doppelsterne ergibt sich dabei, daß rein geistige Harmonie sicher ein gutes Ziel sei.

Letztlich sollte man aber niemals unsichtbare Ursachen bemühen, um die menschliche Natur zu er- oder zu verklären, sondern sich der eigenen Verantwortung für jene Natur stellen - entweder mit oder ohne Erfolg. Am Ende erklärt ihm Alex, daß seine Ängste unbegründet waren, denn es hat sich nichts an ihrem speziellen Verhältnis geändert. Nachdem ein erleichterter Mike gegangen ist, blickt Alex jedoch seltsam traurig drein und wirft einen Blick durch ein Besucherteleskop. Der Himmelsausschnitt darin ist leer.

=> Charakterfolge

135. Echelon

Eines Morgens steht mitten auf dem Marktplatz von Bruchbach ein seltsames Objekt: eine etwa drei Meter große, mattschwarze Metallkugel, die aus einem Gitterwerk von Streben, Antennen, schwarzen Zylindern und Schläuchen zu bestehen scheint. Schnell hat sich eine Menschenmenge versammelt - aber sowohl Polizei, als auch Bürgermeister sind ratlos. In dem Objekt steckt jedoch ein Pappschild, auf dem General Parsons von der nahen US-Militärbasis alle Bürger zu einem Informationsabend in die Stadthalle einlädt. Durch das immense Medienecho kommen fast alle Bürger dorthin, inklusive Alex, Rick und Mike. In einer eindringlichen und charismatischen Ansprache erklärt der General, daß das seltsame Objekt Teil der neuen US-Frühwarntechnologie in Europa sei, die die Menschen noch besser und lückenloser gegen alle Feinde der Freiheit verteidigen helfen wird.

Da Bruchbach auf einer geografisch notwendigen Achse für diese neue Technologie liegt, hat die Stadt nun die einmalige Chance, zusammen mit anderen Orten Mitglied eines freiheitlichen Brückenkopfes zu werden - und damit die angeschlagene Wirtschaft der Stadt durch Investoren neu zu revitalisieren. Da sich die Zahl der Arbeitlosen durch einige seltsame Ereignisse in den vergangenen Monaten (wie z.B. diversen Schließungen bei Maybach) stark erhöht hat, erhält der General für dieses Versprechen viel Applaus. Bei einer Abstimmung in zwei Tagen sollen die Bruchbacher ganz im Geiste echter Demokratie entscheiden, ob diese militärische Technologie auf den Hügeln über der Stadt - dem Ort der Windkraftanlage aus Folge 120 - gebaut werden darf. Der rein zufällig anwesende Vorsitzende von Christmas Inc. America spricht sofort seine Unterstützung für das Projekt aus.

Alex hat ein ungutes Gefühl bei der Sache, muß aber feststellen, daß sie damit ziemlich allein dasteht, denn gerade die Bürger, die auf Aufschwung hoffen, haben kein Ohr für abstrakte Bedenken. Alex begibt sich zu einem Gespräch direkt zu General Parsons. Dieser wirkt trotz übertriebener Freundlichkeit seltsam und macht einige kryptische Andeutungen. Als Alex erklärt, daß sich die Bürger bei einer Abstimmung nicht einfach geschlossen dem US-Imperialismus fügen werden, meint er nur, daß Kampagnen der Schlüssel zu allem seien - und verweist auf die angeblich koordinierte Einführung von Halloween als Test für kommende Projekte. Am Abend der Abstimmung wird ein gestylter Werbefilm gezeigt, der das frische Leben in einer Stadt in den Karpaten schildert, die bereits Standort jener Technologie ist - und dadurch einen kulturellen und finanziellen Aufschwung ohne Gleichen erlebt hat.

Sowohl Alex, als auch seltsamerweise Mike, haben den Eindruck, daß sie einzelne Personen, die in diesem Film zu sehen waren, von irgendwoher kennen. Ein kritischer Film, den Alex zeigen möchte, wird nicht gesehen, denn der Videobeamer brennt plötzlich durch, als sie ihren Film starten will. Das Abstimmungsergebnis lautet: 89% der Bürger stimmen für die militärische Anlage. Der General dankt Bruchbach dafür, daß soviele Bürger Mitglied werden wollen im Brückenkopf der Freiheit. Am Abend betrachtet Alex anhand eines Werbeblattes das Satellitenbild der prosperierenden Stadt in den Karpaten auf dem Computer. Das Bild zeigt aber nur leere Straßen, Felsen und Wälder. Als Alex genauer hinsieht, wiederholen sich die Muster in regelmäßigen Quadraten. Das Satellitenbild ist falsch. Irgendwo in einer Fabrikhalle wird inzwischen eines der kugelförmigen Objekte getestet - mit einem hydraulischen Zischen faltet es sich wie aus einer Faust auf und streckt fünf antennenbestückte Finger nach oben.

=> Mysteryfolge, Sozialsatire

136. Garden State

Nachdem erneut ein Bürger von Ventenburg den ersten Preis eines nationalen Gartenbau-Wettbewerbes für sich beanspruchen konnte, sieht der Bürgermeister von Bruchbach Handlungsbedarf: auch die Gärten in seiner Stadt müssen schöner werden. Leider zeigt eine erste Besichtigungstour durch die Stadt, daß die Gärten zwar oft auf schräge Weise die Persönlichkeit ihrer Eigentümer widerspiegeln, daß damit aber in Wettbewerben kein Blumentopf zu gewinnen wäre. Als jedoch ein stadtinterner Wettbewerb mit (nur vermeintlich) hohem Preisgeld gestartet wird, setzt schnell ein harter Wettkampf der Hobby-Gärtner ein. Alex sieht die Sache als gute Möglichkeit, Rick aus seiner dezenten Lethargie zu holen, in der er seit dem Tod seines Bruders immer noch steckt. Sie überredet ihn gekonnt dazu, aus seinem mehr und mehr verwildernden Garten ein "grünes Kunstwerk" zu machen und allen mit dem ersten Preis zu beweisen, daß er Verantwortung für Garten, Haus und sein Leben übernehmen kann.

Der anfängliche Enthusiasmus von Rick ist jedoch schnell wieder gebremst - besonders, nachdem ihm in einem seltsamen Traum im sommerlichen Gras all die Insekten und kleinen Lebewesen aus seiner Wiese in einer Art Musical (im Traum als eine visuelle Parodie auf die "Biene Maja" und mit Gastauftritt von Peter Lustig) erklären, daß sie lieber in seiner Wildnis leben möchten, anstatt in einem geometrisch geplanten Garten - und daß der Schutz ihrer kleinen Leben auch eine Form von großer Verantwortung für Rick sei. Alex hält diese "Offenbarung" jedoch für einen Freibrief für Faulenzerei und drängt Rick dazu, weiterzumachen.

Als sich Rick dagegen sträubt, ist es ausgerechnet Alex, die ihm auf eigene Faust einen "ordentlichen" Garten anlegen will - und das gegen alle Widerstände. So ist bei der Lieferung aus dem Baumarkt bei den Stückzahlen das Komma ein wenig verrutscht, Mike kann mit einem Mini-Bulldozer nicht so gut umgehen, wie er behauptet hatte und nebenbei suchen alle Insekten aus den "bereinigten" Gärten der Umgebung nun Zuflucht bei Rick. Und letztlich erkennt auch Alex, daß sie ihre eigensinnige Lektion für Rick hier auf Kosten ihrer eigenen Ideale durchzieht. Das Chaos nimmt seinen Lauf und die (vorher gelangweilten) Preisrichter werden den Tag in Ricks Garten so schnell nicht vergessen.

=> Spaßfolge, Ökosatire

137. Der Nibelungen Not

Alex hatte einem Brieffreund in Berlin ein von ihr gebasteltes Banner mit anti-militaristischer Botschaft geschickt. Ausgerechnet dieses Banner mit dem Namen "Bruchbach" darauf taucht nun dort an vorderster Stelle bei der Störung eines Fahnengelöbnisses der Bundeswehr auf - deutlich sichtbar in bundesweiten Nachrichten. Schnell hat die konservative Presse mal wieder Bruchbach als Ort unpatriotischer Umtriebe lokalisiert, in dem man Fahne und Staat keinen Respekt zollt. Der Bürgermeister fürchtet um die Tourismuseinnahmen und wird auch von der rechten Partei im Stadtrat bedrängt. Daher läßt er sich zu einem Plan überreden, der anderen Gemeinden angeblich geholfen hat: einen "monumentalen" Spielfilm über einen patriotischen Helden der Region zu drehen.

Alex ist der ganze Wirbel mit dem "fehlenden Patriotismus in Bruchbach" selbst unangenehm, wollte sie mit ihrem Banner doch keinesfalls den einzelnen Soldaten im Friedenseinsatz verspotten, wie es jetzt die Presse behauptet. Deshalb erklärt sie sich bereit, der Stadt bei dem Projekt zu helfen. Leider stellen sich die Helden im geschichtlichen Fundus von Bruchbach jedoch allesamt als Sauf- und Raufbolde heraus. Eine kaum lesbare Notiz im Stadtarchiv bringt die vermeintliche Rettung: vielleicht haben vor vielen, vielen Jahrhunderten einmal die waschechten Nibelungen vom Rhein in einem Wald nahe der Stadt gerastet - und Bruchbach könnte einen Film über all diese großen Helden drehen und sich damit schmücken. Flugs wird zu dem Thema der weltbekannte Regisseur deutscher Heimatfilme aus dem Altersheim der Stadt verpflichtet (siehe Folge 87) - mit Alex als Regieassistentin.

Da die Mittel arg begrenzt sind, nimmt die Besetzung kuriose Züge an: so soll Rick den edlen Siegfried geben und ausgerechnet der schüchterne Mike den finsteren Hagen. Bei den Dreharbeiten zeigt sich schnell, daß der Regisseur ziemlich neben der Sache steht, und mehr oder weniger glaubt, für den "Reichsfilmminister" zu arbeiten - und dies mit Strangelove-esque Posen unterstreicht. Alex muß das Regiegeschäft nun selbst übernehmen, kann aber mit dem obskuren Skript (streng nach Fritz Lang) wenig anfangen und gibt dem Film lieber einen eigenen Anstrich. Bei der großen Premiere im Rathaus ist das Ergebnis dann auch anders, als erwartet.

=> Parodie, Spaßfolge

138. Der letzte DJ

Die Geschäfte im kleinen Radiosender von Randolf laufen im Moment wieder auffallend schlecht. Daher kommt es Randolf sehr gelegen, daß ihn seit einigen Monaten ein neuer Sponsor unterstützt, der im Gegenzug erstaunlich wenig verlangt: nur ab und zu ein kurzer Werbespot zu Kleinkram und musikalischem Merchandise. Aus einer anfänglich simplen Umfrageaktion durch den Sponsor zum Thema Musik (an der sich durch die Aussicht auf Preise viele beteiligen) wird jedoch bald eine größere Kampagne, die immer mehr Sendeplatz einnimmt und "Konsum-Umfragen" zu allen möglichen Themen startet. Randolf ist letztlich nicht sehr erfreut über eine zunehmende Kommerzialisierung seines Programmes, läßt sich aber von den Vertretern seines Sponsors mit Versprechen und Geschenken davon überzeugen, daß er natürlich weiterhin der eigene "Chef" im unabhängigen Sender wäre.

Rick vermisst den bisherigen Stil seines Lieblingssenders, kann aber bei Randolf nicht viel erreichen. Als er Alex um Hilfe bitten möchte, ist diese anderweitig beschäftigt: sie hat die wackelige Videoaufnahme einer Handykamera besorgen können, die den Film zeigt, den General Parsons in Folge 135 den Bürgern gezeigt hatte. Alex versucht nun herauszufinden, was mit diesem Film nicht stimmt und wer ihr darin bekannt vorkam. Auf sich allein gestellt, arbeiten Rick und Mike daher selbst an einem Plan, Randolf zu zeigen, daß er gerade die Ideale seines Senders verkauft. In der Zwischenzeit bekommen alle Bürger, die an den Umfragen des Senders teilgenommen haben, Anrufe, Post und Email mit weiteren Aktionen: Online-Quizze, Fragebögen für berufliche Chancen und Erfolg, psychologisch "fundierte" Partnervermittlungen gratis per Online-Klick-Testformularen etc.

Gerade letztere scheinen ungewöhnlichen Erfolg zu haben, denn viele Bürger (inklusive des erstaunten Mike) bekommen plötzlich Fernkontakte mit Wunschpartnern, die scheinbar ideal für sie geeignet wären. Als Alex einen mysteriösen Anruf erhält, weigert sie sich, persönliche Fragen zu beantworten - worauf die freundliche Stimme am Telefon entgegnet, daß das auch in Ordnung sei, da  bereits entsprechende "Mitgliedsdaten" hinterlegt wären und auflegt. Rick und Mike bemühen sich inzwischen, Randolf mit Zitaten aus diversen Rocksongs und mit einem fingierten Auftritt des "Geistes" von Mick Jagger zu überzeugen. Das geht zwar alles arg schief, aber letztlich erkennt Randolf durch eine digital verzerrte Aufnahme seiner eigenen Stimme, daß hier etwas falsch läuft.

Auch Alex hat im Film gefunden, wonach sie gesucht hat: am Straßenrand der Stadt in den Karpaten stehen in Landestracht drei Mädchen, die Alex kennt: April, May und June aus Folge 131. Als Mike daheim eine Email mit Foto von seiner "Traumpartnerin" online erhält, fährt er sofort zu Alex. Das Mädchen auf dem Foto (und auch am Straßenrand im Film) ist Ava aus Folge 94 - eine künstliche Figur aus dem Computer. Später am Tag erklärt Randolf den Vertretern seines Sponsors, daß er aus seinem Vertrag aussteigen und seinen Sender zurück haben möchte. Zu seiner Überraschung reagieren die Leute sehr freundlich, zerreissen den Vertrag und wünschen Randolf viel Glück für die Zukunft. Am Abend des Tages zieht ein Gewitter auf. Mitten in der Sendung trifft eine Kaskade greller Blitze den Sendeturm und läßt diesen quasi schmelzen - und alle Elektronik im Sender brennt durch. Genau in den Text von Tom Pettys "The Last DJ" hinein verschwindet der Sender rauschend aus dem Äther.

=> Mediensatire, Mysteryfolge

139. Tütenmann vs The God-Maker

Die Handlung der Folge läuft außerhalb der Kontinuität und Realität der Serie, was bspw. durch einen leicht geänderten Zeichenstil und eine NeoGothic-stilisierte Darstellung der Stadt unterstrichen werden kann.

In der Welt von Neo Bruchbach gibt es einen speziellen Laden für Helden- und Schurkenbedarf, in dem beide Fraktionen einkaufen. Der Laden selbst ist eine "befriedete Zone", in der Helden und Schurken freundlich miteinander umgehen müssen - somit ist es völlig normal, daß Tütenmann dort sein Tütenwaschmittel kauft und zusammen mit 8-Bit-Bube freundlich plaudernd an der Kasse steht. Als der alte Ladenbesitzer plötzlich an ein neues Management übergibt, ändern sich jedoch viele Dinge: anstatt des üblichen Krimskrams ohne viel Effekt bietet der Laden plötzlich echte "magische" Gegenstände an, die Helden und Schurken laut Werbung wirkliche Superkräfte verleihen: Capes, die Flugfähigkeit spenden, Schuhe, die Supergeschwindigkeit versprechen, Kontaktlinsen, mit denen man Laserstrahlen aus den Augen schießen kann, Fächer, die Wirbelstürme entfachen und vieles mehr.

Da die Preise für diese Wunder extrem niedrig sind, läuft Neo Bruchbach bald über vor alten und neuen Helden und Schurken, die sich mit Superkräften eines auf die Mütze geben. Tütenmann, der aus obskuren Gründen Hausverbot im Laden erhalten hat, bleibt der einzige Held ohne Superkräfte - und wird schnell von allen belächelt. Selbst der maskierte Turnbeutelvergesser (der nun einen Turnbeutel hat, der Gravitationswellen erzeugen kann), lässt sich vom sinistren Ladenbesitzer dazu überreden, nicht mehr nur als simpler Sidekick für einen kräftelosen Helden zu arbeiten - und verläßt Tütenmann. Schnell zeigen sich aber Probleme, als Helden und Schurken in der Stadt etliche Schäden anrichten. Der Laden weist alle Schuld von sich, da er nur eine Dienstleistung anbietet und nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann, was Helden und Schurken mit den Kräften anstellen. Als dann die Kräfte bei den Schurken durch "ethischen Garantieverlust" versagen und alle verhaftet werden, führt dies nur dazu, daß die gelangweilten Helden immer eigennütziger handeln.

In dieser Situation ergibt sich für Tütenmann eine neue Allianz: Rüben-Bert will verhindern, daß das Problem auf Neo Ventenburg überspringt und 8-Bit-Bube konnte der Verhaftungwelle entgehen, weil er seine neuen Superkräfte wegen des aktuellen Baujahres nicht benutzt hatte. Sie brechen gemeinsam mit Tütenmann in den Laden ein, um den Machenschaften auf die Spur zu kommen. Dort stellt sich heraus, daß ein interdimensionaler Superschurke namens The God-Maker hinter dem Trouble steckt, der mit seiner neuen Welt von "Göttern und Monstern" nur Chaos in der Stadt verbreiten will. Die Superkräfte sind dabei reine Illusion durch eine Maschine im Ladenkeller. Der Endkampf stellt sich jedoch als schwierig heraus, da plötzlich die Allianz bröckelt und 8-Bit-Bube nach dem Fund eines Neutronensprengkopfes Baujahr 1974 eine eigene Agenda verfolgt. Auf wen kann sich Tütenmann noch verlassen?

=> Parodie, Sozialsatire

140. Jonbar

Die Folge beginnt mit Alex, Rick und Mike in Wanderausrüstung auf dem Weg durch eine zerklüftete Landschaft in den Karpaten. Wie sich aus dem Gespräch ergibt, will sich Alex die Wahrheit hinter den Behauptungen von General Parsons ansehen. Bei all den visuellen Lügen, die im Moment im Umlauf sind (Filme mit künstlichen Personen, retouschierte Satellitenbilder online etc.), wäre es doch eine gute Idee, selbst nach der Wirklichkeit zu sehen. Rick ist weniger begeistert, hat aber seinen eigenen Plan: er will mit der Videokamera ein Reisevideo über das "düstere Transsylvanien" drehen und dann an seinen Chef verkaufen. Alex ist verärgert und meint, daß man aufstrebende neue EU-Länder wie Rumänien nicht mit plumpen Klischees präsentieren darf.

In der Zwischenzeit hat General Parsons die Bürger in Bruchbach zu einem erneuten "Meeting" einberufen, in dem er um weitere Befugnisse für sein Projekt für Sicherheit und Freiheit aller bittet. Ein gestylter Werbefilm endet mit der simulierten Zerstörung des Rathauses der Stadt durch Terroristen von "dort draußen" - sehr zum Schrecken der Bürger. Das erneute Versprechen von Arbeit, Sicherheit und Fortschritt durch die Armee und Christmas Inc. America führt zu lautem Jubel in der Stadthalle. Der Bürgermeister wirkt seltsam unglücklich. Alex, Rick und Mike sind inzwischen in einem Bergdorf eingetroffen, in dem sich kurioserweise (und sehr zu Alex´ Mißfallen) sämtliche plumpen Vampirfilm-Klischees zu erfüllen scheinen - einschließlich des Dorfwirtshauses voll mit besorgten alten Dörflern, die erschrocken davon abraten, zum Schloß oben auf dem Pass zu gehen.
 
Alex trifft jedoch auch auf Arkadi, einen jungen Mann, der für eine Zukunft seines Landes in Europa eintritt. Gemeinsam mit ihm als Anführer brechen Alex, Rick und Mike zum Pass auf, hinter dem die "prosperierende Stadt" des Generals liegen soll. Rick hat seinen Plan mit dem Reisevideo aufgegeben und will nun einen waschechten Vampirthriller drehen - natürlich unter Vermeidung aller Namen und Bezüge, die rechtemäßig irgendwie mit Dracula zu tun haben könnten. Das Resultat nimmt obskure Züge an und durch seine spontanen "Dreharbeiten" werden Rick und Mike von Alex und Arkadi getrennt. Diese erreichen als erste den Ort, an dem das Schloß sein sollte - finden jedoch nur einen modernen, aber verlassenen Aluminium-Wachturm neben einem hohen Stacheldrahtzaun vor.

Rick und Mike erreichen den löchrigen Zaun inzwischen an anderer Stelle. Während sich Mike gelangweilt einige Kiesel auf dem Boden betrachtet, fällt neben ihm klappernd eine kleine Metallröhre zu Boden. Jemand muß sie geworfen haben, aber niemand ist zu sehen. Mike hebt die Röhre auf und steckt sie achselzuckend ein. Alex und Arkadi sind inzwischen über den Pass und haben eine völlig verlassene und melancholische Geisterstadt gefunden. Verfallene Häuser, rostige Autowracks, ein im Wind quietschender, rostiger Spielplatz. Ein buntes Wandfresko bedeckt ein Gebäude: Hirten in Landestracht knien neben einem silbernen Metallzylinder. Arkadi sagt, daß es sich nur um das Logo der örtlichen Ziegenmolkerei handelt. Rick und Mike kommen wieder hinzu und gemeinsam steigen alle auf einen künstlich wirkenden Berg über der Stadt.

Dahinter liegt eine öde Landschaft in Stille, ohne Geräusch und Vogelstimmen. Die Bäume wirken tot und verkohlt, einige winden sich in seltsam verwachsenen Formen. Rote Ameisen quellen als einziges Leben aus dem Boden. Auf dem Berg sind metallene Stümpfe im Beton, in denen einmal große technische Einrichtungen gestanden haben müssen. Und Alex hat eine dumpfe Ahnung, welche Art von Einrichtungen. Sie erklärt, daß hier irgendetwas fehlgeschlagen sei und deutet auf die tote und evakuierte Stadt im Tal. Nun sei man weitergezogen, um es woanders zu versuchen. Rick meint amüsiert, daß dann ja wohl irgendwo irgendeine Stadt ziemlich in der Patsche steckt - und hält dann nachdenklich inne. In Bruchbach werden inzwischen die Antennensysteme auf dem Höhenzug der ehemaligen Windkraftanlage einsatzbereit gemacht.

Der Bürgermeister ist anwesend, aber ziemlich bedrückt. Er fragt einen der Soldaten mit Blick auf die schwarzen Konstrukte, wie man solche Dinger eigentlich nennt. Der Soldat erklärt freundlich, daß das System offiziell als Echelon Phase IV bekannt ist. Wie er hinzufügt, ist das nun modifizierte Projekt aber ein persönlicher Liebling des Generals, weswegen es intern auch einen zweiten Namen bekommen hat: das "Albert-Parsons-Projekt". Mit hydraulischem Zischen falten sich die Finger der Antennenhände auf und richten sich langsam in einem Ring über der Stadt in Richtung Horizont aus.

=> Mysteryfolge, Season Finale

[Fortsetzung in Staffel 8]