143. Der Rick von Bagdad

Alex hat als Nebenjob eher unabsichtlich die Betreuung einer Gruppe von Grundschülern übernommen. Als sie dabei feststellt, daß sich die Kinder über ein muslimisches Mädchen mit Kopftuch lustig machen und mit dem Begriff Orient darüber hinaus nur Terror, Krieg und Klischees aus den Medien in Verbindung bringen, entschließt sie sich dazu, eine Geschichte zu erzählen. Um zu zeigen, daß hinter dem Begriff Orient auch alte Kultur, Magie und Wunder stehen können (und Bagdad einst keine Stadt von Zerstörung und Krieg war), wählt sie eine klassische Geschichte wie aus 1001 Nacht - und zwar die Geschichte vom Dieb von Bagdad.

Die Szenerie wechselt in die Geschichte. In einem märchenhaften Bagdad der alten Geschichten und Wunder sehen wir bekannte Gesichter aus Bruchbach in neuen Rollen. So verkörpert Rick den selbsternannten "zweitbesten Dieb von Bagdad" - Mike ist sein treuer Gehilfe. Leider wird den beiden ständig die Show gestohlen (denn Beute ist keine da) - und zwar vom besten Dieb der Stadt, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Douglas Fairbanks hat und nur mit stummer Phantomime agiert. Als jener aber aus Versehen aus der Stadt geworfen wird, sehen Rick und Mike ihre Chance auf Platz 1 gekommen. Inzwischen gibt es im Palast Ärger, denn der dicke Kalif möchte seine Tochter (Lenina) mit einem reichen Prinzen aus einem Nachbarreich verloben.

Auf diese Weise soll Streit in der Stadt vermieden werden, denn der Volk ist entzweit: zwar stimmen alle zu, daß allein "Weisheit und Güte" der Weg zum Heil seien, es gibt jedoch groben Zwist über die Betonung dieser Regel. Als Rick und Mike in den Palast einbrechen, um für ihre "Street Credibility" entweder die Juwelen des Kalifen oder aber ein paar Wachteleier aus der Küche zu stehlen (je nachdem, was leichter zu bekommen ist), geraten sie mitten in den Trubel. Prinzessin Lenina wählt sich ausgerechnet Rick als zukünftigen Ehemann aus und dieser muß nun im Wettstreit mit den anderen Prinzen auf Reisen in ferne Länder gehen, um magische Schätze zurück zu bringen und sich selbst als würdig zu erweisen.

Inzwischen hat ein finsterer Zauberer eine Büchse geöffnet, aus der nur ein leerer Zettel gefallen ist. Jeder, der den Zettel aufhebt und liest, sieht darauf jedoch eine Schmähschrift gegen seine jeweils persönliche Art, "Weisheit und Güte" zu betonen. Außerdem haben Rick und Mike auf ihrer Reise ein magisches Lexikon gefunden, aus dem eine ziemlich sarkastische Dschinni steigt (Alex). Diese bringt ihr Mißfallen über Lampenklischees und sexistische Regeln zum Ausdruck ("Nichts von diesem Barbara-Eden-Mist, damit das gleich klar ist."), gewährt Rick jedoch die üblichen 3 Wünsche - denn die Regeln müssen beachtet werden. Nach neuen Abenteuern aus 1001 Nacht und zwei vergeudeten Wünschen erreichen die drei Reisenden schließlich das Schloß des Zauberers der blauen Mitternachtswüste. Dieser überreicht Rick nach einer schrägen Prüfung ein magisches Kästchen.

Mit einem fliegenden Ausziehsofa (der Teppich des Zauberers ist in der Reinigung) kommen unsere siegreichen Helden zurück zum Tempel des Kalifen. In der Stadt herrschen Unruhen. In einem finalen Kampf gegen den bösen Zauberer, der für das Chaos verantwortlich ist, kann Rick auch seine Prinzessin endgültig gewinnen - wobei Dschinni Alex die Regeln ihres Berufsstandes ein klein bißchen verbiegen muß. Als Held Rick auf magische Hilfe gegen die Unruhen in Stadt und Land angesprochen wird, meint er, daß sein Zauberkästchen sicher auch dazu eine Antwort bereithält. An dieser Stelle beendet Alex jedoch ihre Erzählung. Die Kinder fragen sie erstaunt, wie denn nun Frieden und Freude zurück in die Stadt kamen, aber Alex meint nur, daß die Geschichte darauf im Moment keine Antwort geben kann, denn manchmal sind Magie und Wunder aufgebraucht. Über dem Abspann ohne Musik läuft eine Collage von Radiomeldungen über Ereignisse im aktuellen Bagdad der letzten Jahre.

=> Hommage, Parodie


Alex: [blickt in die Runde] "Wer von euch kann eine schöne Geschichte aus dem Morgenland erzählen...?"

Ein kleiner Junge meldet sich aufgeregt und beginnt dann monoton zu erzählen.

Kleiner Junge [zitiert monoton] "Heute morgen gegen 9 Uhr sprengte sich auf einem belebten Marktplatz der schiitischen...."

Alex: [unterbricht] "Ja. Nein. Das war nicht das, was ich meinte...."


Der Dieb von Badgad sieht aus wie Douglas Fairbanks und benimmt sich auch wie ein Held aus dem Stummfilm. Er agiert übertrieben, tänzelt herum, macht Pantomime. Er deutet auf einen Verkaufsstand mit Brot, reibt sich den Magen, deutet auf den Beutel voll Geld des Händlers und macht greifende Bewegungen in die Luft. Der Händler nickt ihm freundlich zu.

Mike: [erstaunt] "Subtilität war noch nie seine Stärke, oder?"

Wir sehen Rick und Mike, die auf einer Treppe im Hintergrund sitzen und dem Spektakel wenig begeistert zusehen.


Wir sehen Polizeichef Ranzlhuber als Chef der Palastwachen. Die Wachen sehen dem Dieb bewundernd nach.

Chef: [polternd] "Was steht ihr da und starrt? Hinterher. Schnappt ihn. Und wenn er noch so beliebt ist - er ist ein Dieb und wir sind die Wachen..." [drohend] "Und wenn er euch entkommen sollte...[Pause] "...dann bringt mir wenigstens ein Autogramm mit."


Die Wachen haben Rick eingekreist und halten ihm ihre Krummschwerter unter die Nase. Rick macht auf obercool und tänzelt nach oben auf eine Balustrade. Die Wachen sehen sich erstaunt an, einer tippt sich an die Stirn.

Rick: [theatralisch] "Soso. Ihr glaubt wohl, ihr habt mich. Hahaha. Dann hört euch mal an, was ich euch dazu trällere..."

Beschwingt-fröhlich-orchestrale Musik klingt an und Rick macht steptanzende Schritte. Er öffnet den Mund, um zu einem fröhlichen Liedchen über seine Flucht anzustimmen...

Die Szene wechselt abrupt. Wir sehen, wie eine schwere Gefängnistür hinter Rick und Mike zuknallt.

Mike [unbeeindruckt]: "Das war ein...sehr kurzes Lied."

Rick: [mürrisch] "Halt den Mund..."


Wir sehen den Sultan (Walter Maybach) und seine Tochter, die Prinzessin (Lenina Maybach) im Streitgespräch.

Sultan: [sauer] "In den Heiligen Schriften der Tradition steht geschrieben, daß eine Prinzessin vor Ablauf ihres 21. Lebensjahres einen Prinzen heiraten muß, damit sie ihrem armen Vater mit ihren Launen nicht mehr auf der Tasche liegt. So sprechen es die Worte der Weisheit der Vorväter..."

Prinzessin: [skeptisch] "Darf ich mal sehen?"

Der Sultan schnappt die Schriftrollen hastig weg.

Sultan: [hastig] "Ähm. Nein..."

Er sieht sich nervös um und läuft dann mit den Schriftrollen davon *tippel.wav*


[Im Palast]

Rick und Mike verstecken sich hinter einer Säule, während der Wesir die Vorbereitungen für die Nachtwache trifft.

Wesir: [zu Diener] "Man bringe die Affen..."

Mike: [leise zu Rick] "Du. Ich glaube, die haben uns gesehen..."

Der Diener bringt eine Gruppe Gorillas herein, die als "Wachen" auf den Stufen zum oberen Palast positioniert werden. Neben jeden Affen wird ein Faß gestellt.


Rick und Mike versuchen die Treppe hinaufzukommen, aber die Affen werfen Donkey-Kong-artig mit Fässern.

Mike: [laut] "Mamma Mia..."

Rick: [blickt tadelnd]

Mike: "Tschuldigung..."


Rick hatte sich unter dem Bett der Prinzessin Lenina versteckt. Diese ist ihm beim Aufstehen auf die Finger getreten - mehrfach.

Mike: [fragt] "Was ist passiert?"

Rick: [sauer] "Der fette Trampel von Prinzessin ist mir auf die Finger getreten..."


Rick und Mike sind in den Gemächern der Prinzessin geschnappt worden und müssen dem Sultan Rede und Antwort stehen. Rick redet sich damit heraus, daß er ein nobler Prinz aus fernen Ländern sei und die Prinzessin freien möchte.

Rick [leise zu Mike] "Hier braucht man die Diplomatie eines Meisterdiebes. Sieh zu, mein Schüler, und lerne..."

Er stellt sich in Pose auf.

Rick: [dramatisch] "Höre, oh Sultan. Die Winde der Morgenröte brachten die Nachricht wie einen warmen Sommerhauch an den Hof meines Vaters. Sie sprachen von der Schönheit deiner Tochter, die noch tausendmal die Schönheit der Tausend Feengeister in den Tausend blauen Grotten des Grünen Dschinns übertrifft. Und als ich sie zum ersten Mal erblickte, da war es geschehen. Denn ich sah...und ich sprach...und ich sagte..." [Rick gehen deutlich die Sprüche aus] "...Mikey, was habe ich gesagt?"

Mike: [zitiert] "Der fette Trampel von Prinzessin ist mir auf die Finger getreten..."

Rick: [nickt] "Genau..." [realisiert] "Ähm. Hoppla..."

Die Szene wechselt abrupt. Wir sehen, wie eine schwere Gefängnistür hinter Rick und Mike zuknallt.

Mike [unbeeindruckt]: "Das war eine...sehr kurze Diplomatie..."

Rick: [mürrisch] "Halt den Mund..."


[bei der Musterung der Helden im Palast]

Wesir: "Mit Verlaub, Hoheit. Das ist der Lümmel, der eure Tochter als fetten Trampel bezeichnet hat..."

Sultan: [dramatisch] "So sei es. Er ziehe mit den anderen aus und erweise sich als würdig. Durch Tausend Gefahren geläutert möge er lernen, seine frevlerischen Lügen im Zaun zu halten..."

Er wirft einen prüfenden Blick auf die Prinzessin im Hintergrund.

Sultan: [leise] "Zu einem völlig anderen Thema: man kürze doch die Zuckerstangen-Rationen meiner Tochter, ja?"


Rick und Mike haben Dschinni Alex gefunden. Rick äußert seinen ersten Wunsch.

Rick: [dramatisch] "Höre meinen Wunsch, mächtige Dschinni. Mach einen echten Prinzen aus mir..."

Alex: [unbeeindruckt] "Okay..."

Sie wühlt in irgenwelchen Taschen herum und zieht eine weiße, billig wirkende Visitenkarte heraus, die sie Rick gibt.

Alex: "Hier. Damit stellst du dich jetzt immer vor. Das sollte dann vermutlich ausreichen..."

Wir lesen auf der Karte:

RICK IRGENDWER

PRINZ ODER SO

Rick: [mürrisch] "Du nimmst deinen Beruf nicht sehr ernst, oder?"


Alex: "Jetzt hört mal zu. Ich bin wirklich kein Freund dieser Prinzensache. Der letzte Meister, der unbedingt Prinz werden wollte, hat dann Party gefeiert, als ob wir schon 1099 hätten. Danach wußte er nicht mal mehr, wie er hieß..."


Rick: "Für diese lahme Vorstellung wirst du doch wohl keinen ganzen Wunsch berechnen, oder?"

Alex besieht sich die Visitenkarte kritisch.

Alex: "Jepp. Der Toner war schon recht leer..." [Pause]"Sag dir was - ich berechne dir nur einen halben Wunsch für das Prinzenwunder und du läßt mir dafür für die nächsten 800 Jahre meine Ruhe. Okay?"


Rick und Mike sind zusammen mit Alex in der Dschinni-Dimension, die sich als bizarre Welt aus Farben und spiegelnden Flächen herausstellt. Im Hintergrund hören wir leise "White Rabbit" von Jefferson Airplane. Wir sehen in einem wallenden Korridor lange Sitzreihen, auf denen alle möglichen seltsamen Gestalten mit Nummernkarten auf ihren Aufruf zum nächsten Berater warten.

Kurioserweise sehen wir auch Tom Baker als Doctor Who (mit Schal und allem), der mit einem Angestellten diskutiert.

Doctor Who: [verärgert] "Und ich sage es euch zum letzten Mal - ICH BIN KEIN DSCHINNI..."

Rick, Mike und Alex gehen durch eine Tür im Hintergrund.


Rick und Mike sind auf einem chaotischen Basar voll mit Ganoven und Piraten.

Rick: [schaudert] "Das ist die schlimmste Räuberhöhle, die ich je gesehen habe..."

Alex: [unbeeindruckt] "Du kennst nicht die Dämonen von Wak-Wak..."

Rick: [fragt] "Meuchelmörder?"

Alex: [trocken] "Kapitalisten..."


Die Drei erreichen den antiken Tempel, in dem der Zauberkreisel ruht, der angeblich den Weg durch die blaue Mitternachtswüste weist. Vor dem Tempel ist eine Gruppe bärtiger Männer damit beschäftigt, die antiken Statuen und Muttergottheiten systematisch zu Klump zu zerschlagen.

Ein Dorfältester erklärt mit Tränen in den Augen, daß sie alle Statuen zerstören werden, um ungläubige Götzenbilder von der Erde zu tilgen.

Rick: [ärgerlich] "Mal ehrlich - ich finde Allah ja richtig gut. Wunderbare Schöpfung des Universums und all das. Aber manchmal sollte er einfach einen kritischeren Blick auf seine Fanclubs werfen..."

Eine massive Muttergottheit wird mit Hacken bearbeitet, ein Teil des Gesichtes fällt herunter.

Alex: [sauer] "Jungs...entschuldigt mich mal kurz..."

Sie macht demonstrativ einige Lockerungsübungen für die Finger.

[spätere Szene]

Während Rick, Mike und Alex den Tempel betreten, sehen wir im Hintergrund, wie die bärtigen Männer von einer Gruppe lebendig gewordener Steinfiguren in Slapstick-artigen Szenen quer über den Platz gejagt werden. Wir hören die Benny-Hill-Musik.


Ernsteres Gespräch zwischen Rick und Alex darüber, wie sie zum Dschinni geworden ist und was Freiheit bedeuten würde.

Alex: "Wo ist der Ort, an dem ich Frieden finden könnte?"

Rick: [achselzuckend] "Versuch es doch bei den Christen. Ich hab mal gehört, die mögen Hexerei..."


Die Fraktionen in der Stadt, die um die richtige Betonung von "Weisheit und Güte" streiten, wollen den Sultan auf ihre Seite ziehen. Ein Unterhändler der einen Fraktion bringt dem Sultan Beweise, daß die andere Fraktion Böses vorbereitet.

Er zeigt ein Gemälde vor, auf dem in einer Art Luftbild verschiedene Ochsenkarren zu sehen sind. Das Bild wirkt unscharf.

Unterhändler: [präsentiert Gemälde] "Wie ihr hier deutlich erkennen könnt, oh Sultan, bereiten die Feinde einen enormen Angriff gegen die Freiheit eurer Stadt vor. Auf diesen....ähm...magischen Gefährten erkennt man sehr deutlich Waffen der magischen Massenvernichtung..." [dramatisch] "Daher müssen eure Wachtruppen jetzt zuschlagen und..."

Die Prinzessin sieht sich die Bilder näher an.

Prinzessin Lenina: [unterbricht] "Liegen da nicht Wassermelonen auf dem Wagen? Und ist das nicht der Karren des Milch..."

Der Unterhändler schnappt das Bild schnell weg.

Unterhändler: "Diese Beweisführung ist beendet, oh Sultan. Urteilt nun. Aber urteilt weise..."


Rick, Mike und Alex haben den Zauberer gestellt, der hinter all dem Unheil steht. In der Luft rotieren rot glühende Tongefässe, in denen der Zauberer all die negativen Emotionen in der Stadt sammelt, um sie für die Herstellung finsterer Magie zu komprimieren.

Zauberer: "Sehr nur hin. Sobald die negativen Ströme zu über 80% ihrer Macht angereichert sind, wird meine Waffe fertig sein..."

Rick: "Und was werden sie dann mit dieser Waffe tun?"

Zauberer: [unschuldig] "Hat hier jemand von Waffen gesprochen? Gutes. Nur Gutes werde ich tun für Frieden und Fortschritt..."

Er lacht für eine übertrieben lange Zeit finster und wirr.

Mike: [leise zu Rick] "Du. Ich glaub dem nicht..."

Rick: [nickt] "Was würden wir nur ohne dich machen..."